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Motor B 20 E des VOLVO 1800E in den Modelljahren 1970 und 1971
Zeichnung: Göte Strondberg [[Werkstatt-Handbuch TP 10581/1; 1970]]

Um die Funktionsweise der D-Jetronic zu verstehen und um die einzelnen Komponenten sachgemäss warten zu können, bedarf es analytisches Denken und systematisches Vorgehen. Dies scheint manchem schwer zufallen, wie Beiträge in den entsprechenden Foren vermuten lassen. Auf der anderen Seite gibt es viele Besitzer von Fahrzeugen mit D-Jetronic, sei es ein Volvo, ein BMW, ein Citroën, ein Mercedes, ein Opel, ein Porsche, etc., die an der speziellen Technik interessiert sind, sich in die Materie eingelesen haben und nun mit Recht stolz darauf sind, dieses System der Kraftstoffeinspritzung zu verstehen und pflegen zu können.

Die D-Jetronic ist viel weniger störanfällig als eine Vergaseranlage und im Prinzip wartungsfrei. Es gibt keine komplizierten Einstellungen, wie etwa die Justierung und die Synchronisation der Doppelvergaser-Anlage. Allerdings müssen die Systemteile periodisch überprüft werden, - wie eben auch die anderen Bauteile eines historischen Fahrzeugs. Dann werden kaum unerwartete Störungen auftreten und der Kraftstoffverbrauch wird trotz sportlicher Fahrweise im Rahmen (etwa 10 l/100 km) liegen.

Man muss sich immer vor Augen halte, dass die einzelnen Komponenten der D-Jetronic zum Teil schon seit 1969 in Betrieb sind. Sie müssen daher regelmässig auf Verschleiss überprüft und bei Bedarf ersetzt werden. Die Kraftstoffleitungen können im Laufe der Zeit spröde geworden oder durch die Additive der heutigen Kraftstoffe angegriffen sein, dies kann brandgefährlich werden.

Bei Fahrzeugen, die man soeben erworben hat, müssen alle Bauteile der Einspritzanlage ganz besonders sorgfältig überprüft werden. In vielen Fällen kann man nicht wissen, wo und wie der Vorbesitzer herumgebastelt hat. Für jemanden, der unerfahren ist und nach dem Fahrzeugkauf kaum mehr Geld für die notwendigen Ersatzteile hat, ist es hart und langwierig, den Motor auf Vordermann zu bringen.

In den folgenden Beiträgen bieten wir umfangreiches Hintergrundwissen, Hilfestellung für Wartung und Pflege und wertvolle Tipps.

Wir stellen Konstruktion und Funktion der einzelnen Komponenten und ihr Zusammenwirken im gesamten System der D-Jetronic vor.

Wir beschreiben mit welchen Teilen die Modelle 1800E und 1800ES damals ab Werk ausgerüstet wurden und welche Verbesserungen in die Serienproduktion eingeflossen sind.

Manche Teile sind in neuwertigem bzw. funktionsfähigem Zustand selten geworden oder zur Zeit überhaupt nicht erhältlich sind, daher weisen wir auf gleichwertigen Ersatz und alternative Lösungen hin und erklären genau die Montage und Installation.

Besonders ausführlich beschreiben wir den Systemtest der gesamten Anlage. Um die Funktionen zu überprüfen muss man nicht unbedingt spezielle Prüfgeräte, wie etwa BOSCH EFAW 193/228 oder Grundig ECU besitzen, es geht auch mit Instrumenten und Werkzeugen aus der Standard-Ausrüstung des Oldtimer-Besitzers.

Auf eine Tatsache kann man nicht oft genug hinweisen: Wenn schon die Grundeinstellung des Motors nicht in Ordnung ist, dann kann auch eine gut gepflegte D-Jetronic nicht optimal arbeiten. Das Laufverhalten und der Kraftstoffverbrauch des Motors wird zum ständigen Ärgernis und man muss unerwartete Systemausfälle fürchten. Der weitaus grösste Teil der Probleme geht auf fehlerhafte Einstellungen von Motor und Zündung zurück. Daher müssen zunächst diese Systeme überprüft werden.