Jeder Volvo hat eine Reibungskupplung, ausser jene mit einem Automatikgetriebe. Die Kupplung dient beim Anfahren zum Angleichen des Drehmoments des Motors und beim Schalten zum Unterbrechen des Kraftflusses zwischen Motor und Getriebe.

Leider wird die Kupplung bei älteren Fahrzeugen oft misshandelt und häufig schlecht gewartet. Die folgende Beschreibung und die Hinweise zu Pflege, Fehlerdiagnose und Reparatur erfolgen am Beispiel der Motoren B 18 und B 20 mit den Getrieben M 40 und 41.

Die Kupplung besteht aus vier Komponenten:

Druckplatte
Es gibt heute nur noch sogenannte Segment-Druckplatten, auch Tortenfedern genannt. Die Segmente erzeugen beim anziehen der Druckplatte den zum Anpressen des Reibbelags der Mitnehmerscheibe nötigen Druck.

Mitnehmerscheibe
Beidseitig mit (asbestfreiem) Reibbelag versehen. Überträgt durch anpressen durch die Mitnehmerscheibe die Motorkraft stufenlos (beim anfahren ) auf den Triebling (Getriebeeingangswelle ). In der Mitnehmerscheibe sind auch Federn zur Dämpfung von Vibrationen integriert .

Ausrücklager
Ein Kugellager, das bei Betätigung durch den Ausrückhebel auf die Segmente der Druckplatte drückt. Die Segmente werden nach unten gedrückt und geben die Reibfläche der Druckplatte frei. Bei Freigang (3 - 4 /10 mm) rutscht die Mitnehmerscheibe nach hinten und trennt den Kraftschluss. Die Kupplung ist dann ausgerückt.

Führungs- oder Pilotlager
Sitzt in der Kurbelwelle hinten mittig und führt den Triebling, wenn die Kupplung ausgerückt ist.

Wichtig: Die Komponenten Druckplatte, Mitnehmerscheibe und Führungslager gehören immer zusammen und müssen auch zusammen ausgewechselt werden. Das Ausrücklager muss zur Kupplung passen, dies bedeutet zu einer Kupplung von Fichtel & Sachs gehört auch ein Ausrücklager von Fichtel & Sachs. Am besten den Satz eines Markenherstellers besorgen, das Führungslager muss jedoch extra bestellt werden, es ist nicht im Satz enthalten.

Wartung der Kupplung
Eigentlich einfach. Regelmässig spiel kontrollieren und wenn nötig einstellen. das spiel ist der weg von ruhestellung ausrücklager bis zum anliegen des lagers auf den segmenten der druckplatte. wird am ausrückhebel (drücken des hebels 2-4 mm gegen den federdruck der rückzugsfeder bis zum Widerstand ) oder am pedal (drücken des pedals 1-2 cm zum ersten Widerstand )eingestellt.

Bei hydraulisch betätigten kupplungen durch verstellen der länge des stössels. Bei Seilzugkupplungen wird die seillänge vergrössert bzw verkleinert . das ist alles an wartung .

Wenn die kupplung ordnungsgemäss eingebaut wurde ,hält sie ,bis sie durch verschleiss bis auf die nieten durchrutscht. bei den heutigen asbestfreien belägen sind das normal 200.000-250.000 km.
wenn sie anfängt ,durchzurutschen (hochdrehen des motors in den oberen gängen bei belastung ohne betätigung der kupplung)schnellstens erneuern. so kann mann meistens die schwungscheibe noch retten .

Wenn die kupplung nicht trennt(krachen beim schalten in den rückwärtsgang bzw der erste gang lässt sich nicht oder nur schwer schalten )muss sie (auch um schäden am getriebe zu vermeiden) erneuert werden . die gilt jedoch nur mit einwandfreiem kupplungsspiel . zu wenig bis gar kein spiel : die kupplung ist schon entlastet und kann durchrutschen . zu viel spiel : der weg des ausrücklagers ist zu gering,die mitnehmerscheibe wird nicht freigegeben und nimmt noch mit.

Den Ausbau müsste ja jeder beherrschen .(hoffentlich).
tipp: immer zuerst getriebe an den vier inbusschrauben abschrauben. inbusschlüssel 3/8 Zoll LANG. Es gibt ein spezialwerkzeug von Volvo .

  • M 40 kann man alleine ausbauen.
  • bei M 41 IMMER nur mit zwei mann (sauschwer ).

 danach erst die glocke abschrauben und die kupplung demontieren .
wichtig .vor demontage der kupplung die abdrücke des ausrücklagers auf den segmenten prüfen.
muss GENAU mittig gesessen haben ,wenn es ausser der mitte ist .zentrierfehler .
in der schwungscheibe müssen drei passtifte zur genauen zentrierung der kupplung sitzen .
in der planfläche des motors zur aufnahme der glocke müssen auch zwei passtifte zur genauen zentrierung der glocke sitzen .
wenn die zentrierung fehlt ,sitzt das ausrücklager ausser der mitte und kann sogar die segmente teilweise durchschleifen .
nach demontage der kupplung die reibfläche der schwungscheibe genau prüfen .
wenn sie riefig ist ,abschmirgeln .
wenn sie risse oder blaue flecke (sog .hot spots )hat ,schwungscheibe erneuern .denn die wird sonst immer zum ruckeln beim anfahren neigen .
zum abziehen des pilotlagers entweder spezialabzieher ,schlagabzieher oder zur not innenraum KW mit fett füllen und mit dorn durch hydraulischen druck austreiben .
pilotlager muss mit drahtring gesichert sein .

der ausrückmechanismus und der triebling muss vor der montage geschmiert werden, jedoch auf keinen Fall mit Kupferpaste! Immer ein gutes heisslagerfett nehmen .kupferpaste wird hart und schmiert nicht mehr ,wenn sie staub aufnimmt .
geschmiert wird :
nuten des trieblings (und die nuten der mitnehmerscheibe) mit ETWAS fett .damit der triebling gut auf der verzahnung rutscht. ausrücklager innen (etwas fett in die nute der innenbohrung der führung). etwas fett in die aussennute der aufnahme des ausrückhebels .
lagerung des ausrückhebels auch mit fett schmieren .

achtung bei den kupplungen mit dem blechpressausrückhebel (auf der rechten seite gelagert ).
diese hebel können ohne bund brechen .sind meistens schon angerissen. Entweder verstärken durch Bund anpunkten oder die neue version mit bund nehmen .
.der hebel wurde zum mj 72 mit bund verstärkt.
zur montage sollte man den passenden kupplungsdorn zum genauen zentrieren der mitnehmerscheibe haben .
entweder spezialwerkzeug, alten triebling abschneiden oder besenstiel auf drechselbank zurechtdrechseln .
wenn das getriebe nicht leicht reingeht,zentrierung prüfen.da NIE mit gewalt reinziehen .das verzieht die mitnehmerscheibe .

tipp: zum getriebe einbau die rückzugsfeder von ausrückhebel nach vorne einhängen und unter belastung das ausrücklager in die mitte setzen .fixiert das ausrücklager mittig und das getriebe geht wesentlich besser rein .

Beim Austausch der Kupplung empfiehlt es sich sowieso, den Filzring zu erneuern oder besser, einen Simmerring mit neuem Halter einzubauen. Dabei beachten: Die Bolzen der Schwungscheibe ersetzen, laut VOLVO sollen sie nur einmal verwenden werden.

Und noch ein Tipp: Nie mit getretener Kupplung und eingelegtem Gang mehrere Minuten an der Ampel warten. Immer in in den Leerlauf schalten und das Kupplungspedal entlasten .
Warum? Zwei Gründe .

  1. Zum einen läuft das Ausrücklager dann immer mit Motordrehzahl und hat dadurch erhöhten Verschleiss.
  2. Zum anderen wird die Kurbelwelle dabei mit ca. 40 Kilo Pedalkraft belastet (sie wird ja über Ausrücklager udn Kupplung nach vorne geschoben. Das Axialführungslager der Kurbelwelle hat dabei Verschleiss. Das kann soweit gehen, dass dann die Kurbelwelle beim Treten der Kupplung infolge verschlissener Lagerung mehrere Millimeter nach vorn wandert . Verschlissene Axiallager an Kurbelwellen oder hoher Verschleiss des Ausrücklagers haben deshalb immer nur eine Ursache: Die Kupplung wurde permanent im Stand getreten.>

Was auch auftreten kann: nach längerem Stand kann kein Gang mehr eingelegt werden, weil die Mitnehmerscheibe festgerostet ist . Behebung durch zwei Methoden.

  • Die korrekte Methode: Kupplung erneuern.
  • Die russische Methode: Motor warmlaufen lassen. Fahrzeug aus der Garage schieben und davor etwa 10 Meter Freiraum lassen. Gang einlegen, Kkupplung durchtreten und mit Gas starten. Nach dem Anspringen mit Gas und getretener Kupplung weiterfahren. Es macht dann "Peng" und die Kupplung ist wieder gangbar. Dann erst mal fahren bzw. ein paar mal ein- und auskuppeln, damit sich der Rost abschleift. Nachteilige Folgen der russischen Methode sind nicht bekannt. Früher an Neuwagen, die länger gestanden haben, schon oft ausgeführt.